Schaum der Woche (4)

Veröffentlicht auf von Mario Scheuermann

Gabel-Müller Cuvée 1984

Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Sekt wie es vermutlich in Deutschland keinen zweiten gibt. Rarität! Kuriosität! Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber  für alle, die reife Schaumweine lieben, ein grossartiger Trinkgenuss! 

gabelmueller1984.jpgIm Jahr 1984 legte der Winzer Karl-Otto Müller im pfälzischen Kleinkarlbach eine Partie Kerner Spätlese zur Seite und baute diese bis 1993 aus. Schon das ist in unserer schnelllebigen Weinwelt eine selten gewordene Massnahme. Danach wurde der Wein dann mit der Methode der Flaschengärung versekte und für das Millenium 2000 auf der Hefe gelagert. Eine Restpartie von einigen Hundert Flaschen ist noch vorhanden und   wartet darauf degorgiert zu werden. Auf der Preisliste des Weingutes steht der Wein  mit 18.40 Euro verzeichnet.

Die Cuvée 1984 präsentiert sich im fortgeschrittenen Alter von bald 25 Jahren mit einer hell goldgelben die Farbe, das Mousseux kurz aufschäumend dann nur noch verhalten perlend. Ein Sekt der schon richtig weinig ist, am Gaumen schmeckt, aber noch genau das richtige Mass an Restkohlensäure hat um bei aller Reife der Aromen noch frisch zu schmecken. In der Nase duftet er erdig, würzig. Dazu kommt ein komplexes Aroma von Chutney aus hellen Früchten - Apfel, Birne, Grapefruit, etwas Rosinen, dann auch  Gurke und Dill und dieser wunderbare Geruch  nach Brotrinde, der auch reifen Champagnern zu eigen sein kann. Die ursprünglich sicher deutlich schmeckbarere Restsüsse von 16,1 gL ist weitgehend abgebaut und so schmeckt der Sekt eher trocken oder wie man heute sagt feinherb. Letztlich ein wenig kurz im Abgang und auch nicht sehr lang im Nachhall. Aber ein echter Trinkspass!  87/100

Das Weingut Gabel-Müller, das ist eines jener kleinen, unentdeckten Weingüter in der nordpfälzischen Provinz, bei denen es noch einen Silvaner  in der Literflasche für drei Euro gibt oder einen Rivaner für 2.50 Euro. Das 13,7 Hektar grosse Weingut – ein ehemaliger Kloster – und Adelsbesitz - gehörte im 19. Jahrhundert einem Baron und Freiherrn von Wambold und befindet sich erst in der zweiten Generation im Besitz der Familie. Auf der kleinen Preisliste findet sich noch so manche Jahrgangs-Rarität: ein Cabernet Sauvignon 2001 für fünf Euro in der Halbliter-Flasche, ein 1998er Spätburgunder  für 3,20 Euro oder auch eine 1994er Scheurebe Beerenauslese für 9.80 Euro. Ich denke, ich werde mich mit dem Betrieb einmal näher beschäftigen müssen.

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M
Der Winzer hat auch noch eine ganze Reihe Flaschen auf der Hefe lagern, die noch nicht degorgiert sind. Die sollten eigentlich auch noch besser sein.Gruss Mario  
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N
...die Magnum für 36,70 Euro müsste noch deutlich besser sein ...Grüße, Niko
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